9. bis 12. Mai 2024
Unsere Tour führte uns bei absolutem Kaiserwetter zu Berliner und Brandenburger
Gewässer in und um Berlin.
Bekanntlich haben wir Wikinger das abwechslungsreichste und schönste
Revier ;) , aber auch Berlin und Umgebung hat einiges zu bieten. Wir
ruderten auf der Havel von und nach Klein Machnow und bis bzw. rund um
Potsdam. Aber natürlich auch auf demWannsee bis nach Spandau mit Klein
Venedig und unter der berühmten Glienicker Brücke ("Agentenaustauschzu Zeiten des Kalten Krieges") durch und an der sehenswerten Sacrower
Heilandskirche entlang. Es gab sowohl Villenviertel als auch bewaldete Ufer
am Wannsee zu sehen. Das Berlin-Brandenburger Rudergebiet ist stehendes
Gewässer.
Wir hatten uns von den Klein Machnowern zwei Boote geliehen, die wir
am Himmelfahrtsdonnerstag abholten. Die zehn Kilometer zum Quartier,
dem Berliner Ruderclub (vergleichbar mit Germania aus HH) am Großen
Wannsee, ruderten also mit unserem kompletten Gepäck. Wir befinden uns
also am südlichen Ende von Berlin. Die Anbindung an Berlin war über die
S-Bahn-Station Wannsee in fußläufiger Entfernung erreichbar.
Am ersten Tag war beinahe das nigelnagelneue teure Rudersitzkissen
von Sigrid verlorengegangen. Sie hatte es nur kurz an der Bushaltestelle
abgelegt, als wir den Bus nach Klein Machnow nahmen, um die Boote
abzuholen. Aber es war pures Glück, als Sigrid und Christina kurz nachdem
das Fehlen bemerkt worden war, mit dem Bus zurückfuhren, und siehe da,
das Kissen war noch da - welch Freude.
Die Unterschiedlichkeit der beiden Vereine (Klein Machnow und Berliner
RC) bezieht sich auf diverse Aspekte, z.B. die sportliche Ausrichtung. Der
BRC hat eine eindeutige Wettkampfausrichtung bezüglich des Ruderns und
hat dementsprechendes Bootsmaterial. Die Klein Machnower sind ebenso
wie wir ein Wanderruderverein.
Die Unterkunft erfolgte beim Berliner RC in einem Schlafsaal mit Etagenbetten
und einer SelbstversorgerInnenküche. Allerdings überraschte die
Küchenausstattung doch etwas, denn es gab gar nicht genug Besteck und
Geschirr für alle. Ob es nur daran lag, dass sich im Hause eine Gastronomie
befand? Das "Küchen-Konzept" des Vereins überraschte. Wir hörten, dass
zumindest die Jugend, die dort trainiert, sich ihr Geschirr selbst mitbrachte.
Das überraschte uns dann doch. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich
die Küchenausstattungen sind. Ich denke, wir müssen uns da
nicht verstecken. Auf jeden Fall ist bei der Küchenausstattung des Berliner
RC noch Luft nach oben ;))
Aber dafür gab es vor Ort nicht nur den einladenden Badesteg, auf den
ich später noch komme. Darüber hinaus verfügt der Verein über einen
formidablen Grillplatz, an dem man die Abende wunderbar ausklingen
lassen konnte. Eines Abends kam uns sogar ein Fuchs besuchen, der sich
sehr nah an den besagten Grillplatz herantraute.
Für Kulturinteressierte liegt nicht weit entfernt vom Ruderverein in einem
kleinen Park das Grab von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel, seiner
Partnerin, die sich beide am 21. November 1811 dort das Leben nahmen.
Selbstmörder wurden seinerzeit nicht auf Friedhöfen bestattet.
Ebenfalls ums Eck befindet sich in der Nähe des Bahnhofs Wannsee das
Gelände des LCB Berlin, aus dem regelmäßig Literatur-Radioübertragungen
gesendet werden.
Unsere Rudertouren waren sehr abwechslungsreich und die Luft- und
Wassertemperaturen für den Mai schon angenehm warm und zwar sogar so,
dass wir öfter noch schwimmen gingen am Nachmittag. Das Vereinsgelände
hat einen wunderbaren Badesteg. Am gegenüberliegenden Ufer hatte die
DLRG ihren Standort. Denn neben dem BRC befindet sich auch der Berliner
Schülerruderverein, den Jochen gut kannte, da er dort gerudert war. Sein
ehemalige Ruderlehrer kam sogar noch vorbei.
Der BRC befindet sich kurz vor der Einfahrt auf den Großen Wannsee
und es gibt dort einiges an Durchgangsverkehr, auch Dampfer-Schifffahrt.
An einem Tag fuhren wir nach Spandau und besuchten den Ruderverein
Hevella, den man über "Klein Venedig" erreicht. Dieses Gebiet wird so
genannt, weil die Durchfahrten teils sehr schmal sind. Dort gibt es ein
interessantes Wohngebiet mit Gärten, an denen man unmittelbar vorbei
rudert. Für den Vierer war das eine besondere Herausforderung, weil es
teils so eng war, dass die Skulls weit eingezogen werden mussten. Auch der
Zweier brauchte das Kommando "Ruder lang". Das Manövrieren erforderte
die volle Konzentration. Bei Hevella wurden wir nett empfangen und
konnten während unserer Pause das Jugendrudertraining verfolgen, das
ein Slalomrudern beinhaltete und um Bojen herumging. Die weitläufige
Wasserstadt Spandau mit vielen Neubauten lässt kaum vermuten, dass man
sich in Deutschlands größter Stadt befindet.
Auf der Rudertour nach Potsdam ruderten wir durch eine Art Einbahnwasserstraßengebiet, und es gab dort ebenfalls viele Neubauten. Eine
Einkehr mit Cappuccino durfte natürlich nicht fehlen trotz des heißen
Tages, so dass wir definitiv Schatten suchten, als wir unser Picknick nach
der Cafe-Einkehr machten.
Natürlich fuhren wir zur Abwechslung auch mal zum Essen nach Berlin.
Es ging zum Bezirk Charlottenburg, alles bequem mit der S-Bahn. Dort
hatte Thomas einen Tisch in einem attraktiven Restaurant reserviert, und
wir konnten bei sehr angenehmen Temperaturen draußen sitzen und das
Essen genießen.
Am letzten Tag ruderten wir die Boote zurück zu den Klein Machnowern,
die uns noch den Hinweis auf ein nettes Café in der Nähe gaben, bei dem
wir unsere Tour ausklingen ließen. Aperol Spritz durfte nicht fehlen und
sorgte für farbenfrohe Bilder.
Eine rundum gelungene Wanderrudertour, die allen gut gefallen hat.
Conni Geisendorf
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