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Havel 2023
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Neuland im Havelland

   

"Die Havel, um es noch einmal zu sagen, ist ein aparter Fluss." Mit diesem Fontane-Zitat endete der Bericht zur Potsdamfahrt von 2011. Im Jahr darauf wurde auf der Oberhavel gerudert und vor zwei Jahren auf dem Weg von Berlin nach Hamburg die Unterhavel befahren. Damit ist der Fluss komplett abgearbeitet, dachte man. Dachte André nicht. Was war nicht alles ausgelassen worden: hier ein Seeabschnitt, dort ein Stichkanal, dann wieder einige Altarme und Flussschlingen, ganz zu schweigen von Gutshäusern, Landkirchen und anderen Dorfschönheiten, kurz: es gibt genug Gewässer und Gegend für eine weitere Wanderfahrt, die, startend und endend im Städtchen Brandenburg, das gesamte Umland in den Blick nimmt.

Minimalbesetzung für eine solche Wanderfahrt ist: André für die Planung, Holger für den Vortrieb und ein Dritter für den stets bemühten Fahrtenbericht. Und mehr werden es auch nicht, sodass wir vom freundlichen Brandenburger Ruderkameraden nur einen Zweier ausleihen müssen, mit dem wir uns noch am ersten Tag nach Plaue aufmachen. So weit, so bekannt. Neu aber ist bereits der Plauer Schlosspark mitsamt benachbarter Kirche, neu auch die stattliche Größe der stechfreudigen Mücken, prächtige Kerle allesamt, denen bei ihrer Blutmahlzeit zuzusehen ein besonderes Vergnügen ist.

Der nächste Tag bringt uns zurück nach Brandenburg, aber nicht bequem auf dem direkten Wege - den Fehler wollen wir nicht wiederholen - , sondern wir beginnen die Etappe mit einem Abstecher Richtung Wusterwitz, der als Ziel nur genau diesen Weg und eine recht passable Dorfkirche hat. Der hinlänglich bekannte Plauer See muss danach zwangsläufig wieder befahren werden, wir verlassen ihn aber sobald wie möglich in Richtung auf den Möserschen See und nehmen einmal mehr Neuwasser unter den Kiel. Vom Breitlingsee gleich nach Brandenburg abzweigen? Nicht denkbar, wenn doch auch der Silokanal mit Ausblick auf Industrie unterschiedlichen Alters eine Option ist. Die einzige, so wie die Dinge liegen.

Der folgende Ruhetag wird gerne für individuelle Erkundungen genutzt, wobei Dom und Waldmops natürlich alte Bekannte sind.

Wiederum neu - vor der letzten Eiszeit war da nix - ist die wassergefüllte Rinne, die nördlich von Brandenburg den Beetz- und den kleinen Riewendsee bildet. Das ganze Gewässer erstreckt sich über 21 Kilometer und hat ein Längen-Breiten-Verhältnis wie der Dünndarm eines Havelländer Weiderinds. Am südlichen Ende gibt es eine amtliche Regattastrecke, im Norden dräuende Gewitter, und mit Kurz- und Kleinkanälen in Brandenburg endet ein weiterer Tag der Entdeckungen.

Neue Darmschlingen erwarten uns auf der nächsten Etappe, bevor wir in den Emster Kanal einbiegen und dieser schmalen, geraden Landeswasserstraße und ihren Seen folgen, bis wir am Sportverein Kloster Lehnin freundlich empfangen werden. Und die Zisterzienserabtei mit ihrer kunstvollen backsteinernen Schlichtheit ist nun ganz unironisch eine Ruderreise wert.

Nach Ketzin mit seinem Campingplatz führen im Prinzip zwei Wege: ein kurzer über die Wasserhauptstraßen und unserer, welcher genau diese Straßen meidet und entsprechend mehr Kilometer auf die Ruder- und Erlebnisuhr bringt. Eine schöne Himmelfahrtstour ohne Bollerwagen und Vaterfreuden, die wir auf der Terrasse des Ketziner Fährhauses mit Spargel, frischem Fisch und Blick auf die Havelschifffahrt ausklingen lassen. Frisch ist auch die anschließende Zeltnacht.

Unweit von Ketzin liegt Paretz, das man zu Fuß in kurzer Wanderung erreichen könnte. Fußfaule Ruderer aber wählen den Wasserweg und zwar nicht den direkten. Vielmehr nähert man sich über die Havel erst Potsdam, biegt dann aber in die Wublitz ein, die eine verkehrsberuhigte Verbindung zum Sacrow-Paretzer Kanal bildet. Und was will man in Paretz? Es gibt einen Park mit Schloss und Kirche, wo sich "Stille und Erinnerung die Hand reichen" (schon wieder Fontane). Die Erinnerung ist die an Friedrich Wilhelm III. und seine Königin Luise, welche hier glückliche Tage verbracht haben. Und die Kirche, auf der Luisens Auge gerne ruhte, ist nicht einfach nur alt - das ist sie auch - sondern auf sehenswerte Weise überformt von frühester märkischer Neugotik.

Jetzt noch ein sogenannter Ruhetag, den wir mit einem Ausflug in die naturgeschützte Landschaft der Döberitzer Heide gestalten, die einen mit Autobus und Wanderschuh, der andere mit flottem Leihfahrrad, und dann rudern wir am folgenden Vormittag zügig dem Brandenburger Verein zu, wobei die Nutzung der Vorstadtschleuse noch ein letztes Mal Neuwasser bietet. Eine erlebnisreiche Ruderwoche geht zu Ende, für die man dem Fahrtenleiter direkt und ohne Umwege und Schleifen danken muss.

Und damit ist die Havel nun auch wirklich abschließend berudert, apart hin oder her. (Inzwischen wurden weitere weiße Flecken auf der Havelkarte entdeckt, von denen 2024 eine Berlin-Fahrt einige abarbeiten wird.)

Martin Meyer-Wyk


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