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Warnow 2024
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Auf Warnowfahrt

   

Wenn Ostern im März ist, sind Dinge möglich, die sonst an einem Übermaß an Seerosen scheitern. Deshalb ging es dieses Mal auf die Warnow nach Mecklenburg, statt wie sonst meistens nach Berlin/Brandenburg oder Ostfriesland. Nach einem komplizierten Mittelfußbruch blieben leider nur Holger, Thorsten und ich übrig, aber egal: tres faciunt collegium. In Bützow steht Mecklenburgs Traditionsknast, und von dort ging die Reise los. Zum Aufwärmen zu Fuß. In Groß Raden gibt es eine Holzburg in einem See. Slawen hatten sie aufgebaut, nachdem die Germanen die Gegend im Zuge der Völkerwanderung großteils verlassen hatten. Seitdem enden viele Namen auf -ow und -itz. So der Warnowdurchbruch bei Mildenitz. Ich hatte Schilderungen von dessen Befahrung gefunden, doch waren wir drei uns bei der Ortsbesichtigung schnell einig, dass wir hier unser Boot einer ernsthaften Bruchgefahr aussetzen würden.

Stattdessen ruderten wir zunächst von Bützow stromauf bis es nicht mehr weiterging. Trafen da auf ein Berliner Pärchen, die kurz unterhalb des Durchbruchs eingesetzt hatten, doch bleibt es einer nachfolgenden Expedition vorbehalten, diese Stelle zu finden. Zumal uns die Berliner auch sagten, dass durch die Renaturierung diese Stelle ziemlich verblockt ist. An der Bützower Mühle mussten wir erst einmal umtragen, doch hatte man hier einmal mehr nicht an die Existenz von Ruderern gedacht. Man musste schon aufpassen, mit einem Zweier mit Steuermann das Steuer nicht zu gefährden; ein Dreier-mit hätte hier schon keine Chance gehabt. Dabei ist die Oberwarnow wunderbar zu rudern, oft durch urigen Wald, der übergangslos in ein Waldmoor überging. Jetzt beim Frühjahrshochwasser ging der Fluss in die Breite, schwierig mitunter zu sagen, wo er überhaupt endete. Noch schwieriger eine Anlegestelle zu finden, wenn die Ufer aus Matschepampe bestanden. Also steuerten wir unter einen Baum, an dem wir uns für die Trinkpause festhielten. Der Wasserwanderrastplatz des Dorfes Baumgarten war dann ein Steg, den die Vögel glitschig gek--t hatten, denn auch die fanden kaum festen Boden zum Rasten.

Ein neuer Tag, ein neues Abenteuer. Rostock ist ein Ostseehafen. Doch die Warnow ist kurz, das Hinterland also klein. Also plante man einen Stichkanal bis an das mecklenburgisch-brandenburgische Wasserwegesystem gen Berlin. Bis Güstrow wurde er auch fertig, immer noch eine wunderbar zu rudernde Strecke. Doch dieser Stummelkanal hatte schon zu DDRZeiten so wenig Verkehr, dass er unrentabel aufgegeben wurde. Und dann vergessen wurde. Zwei Schleusen waren stillgelegt. Jübermann zeigte auf seinen Karten Kanuumsetzstellen, die auch groß genug waren für unser Ruderboot. Nur leider seit mindetens zehn Jahren vom Schilf verwuchert. Aber dafür sind wir ja Wanderruderer: hinein in den Wald, eine kleine Lücke zwischen Bäumen, einer hält das Boot fest, einer krabbelt durchs Boot und entlädt es, einer schleppt das Gerümpel zum Oberwasser. Einmal quer über die Wiese, mit einem Elektrozaun quergespannt über den offiziellen Umtrageweg. Die zweite Schleuse war ganz zu einem Wehr umgebaut und dabei sogar die Umtragestelle vollständig abgebaut. Fitzceraldo war gefragt. Und endlich die Barlachstadt Güstrow. Der Dom grüßte, doch wir kamen nicht heran, weil - ihr ahnt es schon - keinerlei Austiegstelle im Gestrüpp, dafür aber kräftige Strömung zu finden war. Ein schöner Kanal, den ignorante Wasserbauer völlig ruiniert hatten. Den gleichen Weg zurück: schwarz glänzte der Bützower See im Mondlicht, die Osterfeuer leuchteten am Ufer, und wir suchten in der Dunkelheit das Bootshaus der Kanuten, bei denen wir untergebracht waren.

Der dritte Tag war da schon die totale Erholung. Zunächst auf einem krummen Flüsschen, der Nebel so weit es ging hinauf Richtung Güstrow. Sehr idyllisch, aber in der warmen Jahreszeit komplett zugewachsen. Eigentlich ein schöner Rückweg von Güstrow am Tag zuvor, aber selbst mit Bootswagen nicht machbar, weil schlichtweg kein Umtrageweg vorhanden, war. Nach diesem idyllischen Abstecher ging es die mittlere Warnow hinab in den Trubel der Feiertagskanuten, und der Fluss wurde schnell sehr breit, eben schiffbar, oft durch bewaldete Auen, oft mit Aussicht auf die Moränen, durch die sich die Warnow auf ihrem Weg zur Ostsee mehr und mehr eingrub. Am Ufer lauerten schon die Floßdatschen mit Außenborder auf Touristen, doch wir hatten Glück, denn es war einfach noch zu früh und kühl im Jahr. Im nächsten Städtchen wäre sowieso für sie Schluss gewesen und mangels großem Revier (der Kanal nach Berlin war ja nie fertig geworden) auch wenig lohnend für solche bierschwangeren Verkehrshindernisse. Ab Schwaan war der schiffbare Fluss nämlich gänzlich für die Motorschifffahrt gesperrt aus Naturschutzgründen. Ab da wurde der Fluss immer wilder, und ich hörte irgendwann auf, die Eisvögel zu bewundern, denn es waren einfach viele.

Vorher machten wir noch eine Pause in Schwaan, das Worpswede von Mecklenburg. Die Künstler waren zwar inzwischen ihrer Wege gegangen, doch der Nimbus der Künstlerkolonie fixierte das hübsche Städtchen auf dertouristischen Landkarte. Weiter. Irgendwann die Kirchtürme Rostocks am Horizont. Höchste Zeit, denn es wurde allmählich dämmerig. Doch davor wartete die Schleuse Rostock. Die war ein weiterer Grund, warum wir auf diese Wanderfahrt so lange hatte warten müssen. 2012 sind wir schon einmal in Rostock gerudert, nur eben nicht die Warnow stromauf, denn da war die Schleuse gerade geschlossen worden, und es wurde debattiert was mit ihr zu tun sein, da sie einsturzgefährdet war. 2016 erkundete ich, was aus den Plänen geworden sei. Man war soweit, dass man die Schleuse verfüllen und eine Umtrage bauen wollte. 2018 berichtete eine Mannschaft, dass die provisorische Umtragestelle mehr als anderthalb Kilometer lang war, andere berichteten von drei Kilometern, nichts genaues wusste man. Könnte es sein, dass in Rostock und Umgebung Wassersportler als Kosten- und nicht als Wirtschaftsfaktor gesehen werden? 2024 war die Umtrage aber ausgebaut, und somit sogar deutlich schneller, als wenn wir auf einen Schleusenwärter hätten warten müssen. Nachtruhe beim Kanuverein Rostocker Greif. Ein reicher Verein, denn ein ehemaliger Olympiastützpunkt der DDR. Hier brummte der Bär. Genauer gesagt feierte einer der Greifen, das erste Mal Papa geworden zu sein, und gastfreundlich wurden wir zu selbstgemachten Hamburgern eingeladen. Den dritten musste ich pappsatt ablehnen, bevor es dann oben im Clubraum mit interessanten süßen Getränkmischungen weiterging.

Der letzte Tag. Um die Warnow komplett auszufahren, mussten wir es noch nach Warnemünde schaffen. Der Wetterbericht versprach Sturm für die nächsten zwei Tage. Also machten wir uns früh auf, und ruderten auf der fördeartig erweiterten Unterwarnow an Rostocks Altstadt vorbei, an den Werften, die gerade zur Rostocker HafenCity geworden waren, am Hafen, ab dem die Dänemarkfähren uns aufs Korn nahmen. Gerne wären wir schneller zur Seite gefahren, doch dort überholten uns munter die Hafenrundfahrten. Vielleicht hätten wir sogar noch früher aufstehen sollen. Das Berliner Ehepaar von der Oberwarnow kam uns hier nämlich schon entgegen. Auch noch vor dem Sturm war das Wasser ziemlich aufgewühlt. Eigentlich wollten wir in Hohe Düne anlegen. Doch kaum dass wir in Warnemünde den Schutzdamm hinter uns hatten, drohten wir auf dem offenen Meer die Kontrolle über das Boot zu verlieren. Wir waren nämlich mit einer E-Gig unterwegs, und sie bewies ihre Unzulänglichkeit. Ab einer gewissen Windstärke und Breite des offenen Gewässers, wie wir sie in unserem Heimatrevier zum Beispiel an der Unterelbe ab Glückstadt vorfinden, machen Inrigger einen wichtigen Unterschied aus: die E-Gig schaukelt heftig und droht zu kentern, während ein Inrigger es beim heftigen Schaukeln belässt. Für dieses Mal sind wir trotzdem heil in Rostock angekommen.

André Gesche


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