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Die Wikinger im Pilsner Urquell Land

Elbefahrt

   

Eine Elbefahrt von "ganz oben" nach Hamburg war schon immer ein Traum von mir gewesen, und als sich dann herausstellte, dass wir nur bis Dresden rudern würden, war ich zunächst mal sehr enttäuscht. Als ich mir allerdings einen Tag vor meiner Abreise den Ischiasnerv verletzte, und damit kaum rudern konnte, wandelte sich die Enttäuschung dann schnell in Erleichterung. Aber ich sollte wirklich meinem Fahrtenbericht mit der Vorstellung (oder besser meiner Charakterisierung) der Mitfahrer anfangen:

Ulrich - ein Freund des ausgefeilten Sarkasmus': "Ich freue mich schon auf das nächste Museum."

Martin - ein Meister der Ironie: "André hat sie nicht gesucht, Dieter hat sie nicht gefunden, ich habe nichts getan, und die Milch steht trotzdem auf dem Tisch."

André, unser Fahrtenleiter, Kunsthistoriker, und Stadtführer: " Also, hier muss man folgendes gesehen haben: ..."

Rüdiger, ein Muster der Gelassenheit: "Ich muss gar nichts müssen!"

Dieter, Frohnatur und Arbeitstier: "Meine Strümpfe waren sowieso schon total nass, da hab ich gleich noch die Boote im Regen abgewischt"

Und meine Wenigkeit, völlig verkannt als "Drängler", obwohl ich nur nicht gerne warte.

Wir begannen unsere Wanderfahrt in Königgrätz in Tschechien, wo die Elbe schiffbar wird. Als Rüdiger und ich am Bahnhof in Königgrätz eintrafen, war mein erster Eindruck: tote Industriestadt. Der wurde dann aber schnell von einer Serie positiver Erkenntnisse überschrieben: Es lohnt sich, bei 30 Grad ein Taxi zu nehmen anstatt 2 km mit Gepäck zum Bootshaus zu gehen; Pilsner Urquell ist gut, die Tschechen sind freundlich, und Königgrätz hat eine sehr schöne Altstadt.

Wir teilten uns in ein Juniorenteam (Durchschittsalter 46) und ein Masters Team auf und ruderten bei sehr heißem Wetter los. Die Oberelbe ist recht breit und durch unzählige Schleusen kanalisiert. Aber um die Monotonie des Schleusens zu unterbrechen ist die eine oder andere außer Betrieb - was zu viel Freude beim Umtragen führte - doch davon später. Gleich am ersten Tag kamen wir zu einer der wenigen Stellen wo es mal ein bißchen mehr strömte. Und unser Juniorenteam voller Naturliebe in einem Weidenbaum fuhr und fast kenterte. Die Naturliebe war so ausgeprägt, dass das Boot nach einem Kilometer umkehrte, um die Weide noch einmal zu sehen (und den Peekhaken wieder an Bord zu nehmen).

Einer der Höhepunkte der Reise waren die Altstädte die wir sahen. Z. B. Pardubitz (Pardubice) mit seinem wunderschönen Marktplatz und schönen Cafés. Mittlerweile hatten wir auch das andere tschechische Nationalgetränk entdeckt: Kofola (ein alkolfreies cola-artiges Getränk das aus Hefe und Kaffesatz gebraut wird). Nachdem wir Pardubitz ausgiebig besichtigt hatten, kam dann ein weiterer heißer - nein, kein Rudertag sondern ein Umtragetag. Zunächst sahen wir die Schleuse kommen, und dann sahen wir dass sie außer Betrieb war, bestätigt durch André mit seinen Tschechisch-Kenntnissen. 500 m Umtragen, 2 Boote, jede Menge Gepäck, machte so ungefähr 6 km Fußweg pro Person. Wir hatten allerdings Glück, denn ein Anwohner lieh uns - nachdem er uns einige Zeit beim Schwitzen zugesehen hatte, seinen Anhänger aus. Der hatte allerdings etwas Eigensinn und wollte unbedingt mit dem Boot ins Maisfeld rollen - aber wir hatten es dann irgendwann doch geschafft. Nach einer kurzen Pause gings dann weitere 15 km den Fluss runter - zur nächsten defekten Schleuse. Die gleiche Prozedur wie beim ersten Mal (500 m .) aber als Variante mussten wir eine vielbefahrene Autostraße mit den Booten überqueren - ich denke das war der gefährlichste Augenblick auf der Fahrt. So gegen 18 Uhr abends hatten wir unsere Sachen alle zur Einsatzstelle gebracht, und entschieden, dort auf einem schmalen Streifen zwischen Feld und Deich zu zelten. Müde, hungrig (wir hatten keine Lust mehr zum Kochen), durstig und verschwitzt wanderten wir dann in den nächsten Ort, auf der Suche nach Rehydrierung und Essen. Das Erstere war kein Problem, aber das letztere wohl - angeblich weil es Sonntag war. Wir waren kurz davor aufzugeben als wir am anderen Ende des Ortes endlich eine Pizzeria fanden - die war dann allerdings auch sehr gut

19. August - Rüdigers Geburtstag. Und als Geschenk bekam er ein Stück Wildwasser mit Stromschnelle. Man konnte sehen das ihm das Steuern Spaß machte und auch das Spritzwasser. Abends übernachteten wir im Ruderklub in Köln (Kolin), mit seiner schönen historischen Altstadt (erwartet) und seinem nach Methan stinkenden Wasser (unerwartet). Es kostete echt Überwindung, sich den Schweiß mit diesem Wasser abzuspülen. Am nächsten Tag hatten wir dann richtig Glück, mit vier Schleusen, die uns auch in Rekordzeit schleusten. Es half natürlich auch, daß Dieter seine Mundharmonika zückte und die Schleusenwärter mit seiner Musik unterhielt. Im Gegenzug telefonierten die Schleusenwärter mit den nächsten Schleusen flussabwärts und kündigten uns an. Tagesendstation war Nymburk, wo wir im Ruderklub dann endlich wieder ordentlich duschen konnten.

Nach einer Woche erreichten wir Melnik, einen der Höhepunkte der Fahrt - vielleicht auch weil wir hier einen Ruhetag hatten. Unsere Ankunft war zunächst mal ein herbe Enttäuschung: die Elbe war eine schmutzige Brühe, es gab keinen Anlegesteg, und was wir vom Ruderverein sehen konnten sah sehr nach einer verlassenen, staubigen Baustelle aus. Aber dank Andrés Planung bezogen wir dann eine gute Unterkunft im Ruderclub, hoch über der Elbe mit einem großen Balkon und wunderschönem Blick auf die Elbe. Und mit vier heißen Duschen. Melnik selbst beindruckte durch sein Schloss, Weinberge, Kultur und Historie. Auf dem historischen Markplatz spielte eine Band, und da fiel uns sogar das Ersetzen der Elektrolyte leicht. Mit Rüdiger und Dieter als Spitzenköchen wurde auch noch das Abendessen auf unserem Balkon zum Erlebnis.

Ein paar Tage später, in Leitmeritz (Litomerice) legten wir einen weiteren Ruhetag ein und besuchten Theresienstadt, bekannt durch sein Jüdisches Ghetto und Konzentrationslager. Wir nahmen erschütternde Eindrücke von unserem Besuch mit zurück, und für mich blieb die Überzeugung, dass es wichtig ist, solche Mahnmale zu erhalten.

In Leitmeritz verließ uns dann Dieter und wurde durch Simone vom Dresdner Ruderclub ersetzt. Simone beeindruckte uns nicht nur durch ihre Kondition, sondern auch mit ihrer detaillierten Kenntnis der Elbe, z.B : "Hier kommt jetzt gleich der letzte Puff vor der Deutschen Grenze."

Aber zunächst ruderten wir weiter nach Aussig (Ústí nad Labem), mit dem ich die Erinnerung an einen nicht endenden Fußweg in die Stadt und den Besuch der Burg Schreckenstein hoch über der Elbe verbinde.

Einer der besten Tage auf dem Wasser war die Strecke von Tetschen (Decín) nach Pirna - 47 km bei gutem Wetter und ohne Schleusen. Das Elbsandsteingebirge war schon beindruckend, und wir nahmen uns die Zeit, auf die Bastei zu klettern, eine faszinierende Sandsteinformation hoch über der Elbe. Es dauerte dann nicht mehr lange und wir erreichten Pirna, wo wir im Ruderverein sogar in Betten schliefen. Obwohl die Altstadt von Pirna sehr unter der letzten Flut gelitten hatte, war sie doch voller Leben. Tja und Ulrich verdiente sich ein Eis im Canaletto Cafe, weil er Lakritze für mich aufgetrieben hatte.

Dresden war die Endstation unserer Fahrt, und wir kamen mitten im Trubel eines (Ruder-)Volksfestes an. "Rudern gegen den Krebs" war eine echte Großveranstaltung, aber mit Geschick und Glück konnten wir einen Platz am Anlegesteg ergattern. Dann mit Stress ausladen, Boote hochtragen und die Unterkunft organisieren. Aber danach konnten wir uns dann ganz entspannt rehydrieren und Würstchen essen. Zur Abrundung des Tages erklärten die Dresdner sich bereit, unsere Boote zurück nach Hamburg zu bringen - ein echter Glückstreffer.

Die Elbewanderfahrt insgesamt war ein echt gutes Erlebnis, und besonders hervorstehend für mich waren die die schönen alten Stadtkerne mit ihrem historischen Hintergrund, und die Kameradschaft, die sich in der Gruppe bildete.

Abschließend möchte ich hier auch André danken, ohne dessen Planungsvorarbeit die Fahrt nicht stattgefunden hätte. André - auch wenn du manchmal unser Blitzableiter warst, wenn etwas schiefging - ich hoffe dass du weiterhin solche erfolgreichen Wanderfahrten organisieren wirst.

Egon Guttke


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