Vor Jahren (2010) hatte ich einmal Ulrich angeschrieben. Seinerzeit begleitete ich unsere Gruppe aus Kindern und Jugendlichen als Fahrer nach Hamburg und wollte selber rudern. Durch Zufall, aber mit Begeisterung las ich die Berichte auf der Wikinger Homepage und schrieb wie gesagt Ulrich an. Damals fuhr er mit mir im 2x+ durch den Hamburger Hafen, Köhlbrand und Speicherstadt - es war meine bisher beste Rudertour. Hamburg, die zweitschönste Stadt Deutschlands, vom Wasser aus zu sehen, ja, das ist schon etwas Besonderes.
Im letzten Jahr (2016), schrieb ich Ulrich wieder an, um diese Tour mit Vereinskameraden zu wiederholen. Leider musste ich die Tour aus hier nicht näher aufzuführenden Gründen recht kurzfristig absagen. Aber, statt etwas Unmut, kam von Ulrich die Einladung zur Teilnahme am Elbinselmarathon. Hier musste ich nicht lange überlegen und sagte zu.
Der letztjährige Marathon war dann vom olympischen Gedanken geprägt, 4x+ (mit Loch), im Boot saßen Rüdiger, Christof, Holger aus Eckernförde und ich. Ulrich musste einem anderen Boot aushelfen und so ging es eben mit "Loch auf die Strecke". War schon recht gut! Ich glaube wir wurden Letzter - egal, wir haben die Strecke gut und mit einem Lächeln gemeistert. Das war, was zählte.
Nun zu diesem Jahr. Hier fragte ich diesmal gezielt Ulrich an und bekam ohne Verzögerung ein Okay und die "Boot Komplett"-Meldung immerhin eine Woche vor dem Start. Was soll ich nun noch groß schreiben, es fing wieder "mit Loch" an. Holger aus Nordenham verpeilte das Hinrudern von der WRG Die Wikinger auf der Veddel zum RC Süderelbe. Mir war dies ein wenig suspekt, denn eine Regatta oder Marathonfahrt sollte meiner Meinung nach schon ein wenig besser organisiert werden. Aber, was soll's, es wird schon alles gut. Wenn nicht, geht es eben wieder im Dreier mit auf Tour. Immerhin hatten wir dieses Mal ein fast neues Boot und etwas Chaos gefällt mir und gehört schließlich dazu. Aber am Steg des RC Süderelbe stand unser vierter Mann. Es wurde kurz Quartier gemacht und dann ging es schon ans Abendessen. Hatte ich vorher etwas über die Organisation geschrieben, stieg meine Stimmung deutlich. Ulrich und Katrin hatten alles bestens im Griff. Zum Abendessen gab es Forelle mit Kartoffelsalat und zum Frühstück, einfach genial, hatte Katrin auch alles besorgt. Was will man mehr, gut verpflegt und mit kompletter Mannschaft, da kann es ja losgehen.
Gestartet wurde um 7 Uhr, als erstes Boot und ordentlich Schiebewind ging es auf die Strecke. Die ersten 15 km in einer Stunde, so macht Rudern Spaß. Die zweiten 15 dann etwas ruhiger und dann an der Wende ausruhen und warten. Ulrich ging auf den Deich um Ausschau zu halten. Irgendwann sollten doch die anderen Boote uns folgen. Klar, unser Boot einzuholen - fast unmöglich, aber ankommen sollten sie schon. Dann die Meldung, sie liegen 500m entfernt. Also, noch schnell ein Bild von der Mannschaft und ab ins Boot. Sorgte der Wind hin für ordentliche Fahrt, so sorgte er zurück für Schmerz. Im Trainingsraum des RC Süderelbe hängt ein Plakat zur Motivation "Schmerz vergeht - Aufgeben bleibt für immer". Aufgeben konnten wir nicht, denn irgendwie mussten wir zurück. Bei Wellen von 40-50 cm und einem Gegenwind Stärke 4 - 5 wurden die nächsten 21 km bis zur Norderelbe vielleicht nur für mich zur Herausforderung, denn als Norddeutscher ist man solches Wetter eventuell gewohnt. Im Windschatten der Norderelbe kurze Rast, Steuermannswechsel und dann schlug Christof im Streckenschlag und nutzte den Druck von der Mannschaft, um auf der windfreien Strecke etwas Tempo zu machen. Drei Kilometer vorm Ziel ließ wieder jemand die Tür auf und der Wind bremste unser Boot erneut, schade. Aber auch egal, wir kamen an! Kurz den anderen Booten geholfen, zwei Kaltgetränke auf den Schmerz und ab zum RC Süderelbe.
Dort wurde schon der Grill bereitgestellt und wenig später dann waren Wind und Wetter vergessen; der gemütliche Teil begann. Ich hatte mich auf diesen Teil des Tages schon während der Rückfahrt gefreut, denn die Aktiven des RCS geben sich viel Mühe ein abwechslungsreiches Büfett zu organisieren.
Bei der abschließenden Siegerehrung wurden wir als erste genannt, nun kann sich jeder denken, welchen Platz wir belegten, aber darauf kam es glaube ich wie schon im Vorjahr nicht an. Gewonnen hatte der Vierer aus Hemmoor in einer schon beeindruckenden Zeit.
Der nächste Tag begann recht entspannt. Die Rückfahrt zur Veddel führt uns noch vorbei an ein paar großen Pötten und durch die Speicherstadt. Im Fahrtenbuch standen am Ende rund 100 km, wobei dies für mich zweitrangig war, denn die viele gute Eindrücke sind einfach mehr wert.
Für mich als Gast war es mal wieder einfach nur schön. Rudern, ohne viel Schnickschnack, mit Kameraden, die das Wanderrudern genauso verstehen, wie ich es mag und dazu noch ein Gewässer, was einen als Berliner (besser als Spandauer) noch stets aufs neue begeistern kann. Danke!
Jörg Raulin, SRCF
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