Hadersleben? - Ja, wir waren zu acht in Haderselben. - Aber warum? - Es fühlt sich an wie Heimat. - Aber Hadersleben liegt in Dänemark! - In Schleswig. Südjütland, wie die Dänen sagen. - Eben, die Dänen! - Schleswig ist gemischt, halb dänisch, halb deutsch, und deshalb gibt es immer zwei Ruderclubs. Wir wohnten beim deutschen und hatten Boote vom dänischen. - Wie ist Hadersleben? - Mehr hyggelig als gemütlich. Die Backsteinkirche versammelt krummes, dänisches Fachwerk dänischer Art mit Rosenranken um sich. Auf einem Hügel oberhalb der Förde. Die Förde ist zum Haderslebener Damm aufgestaut; auch dort sind wir gerudert. Wie in Hamburg die Alster nur grüner, einsamer. Wie in Hamburg gibt es sogar einen Innensee, wo man am bekirchten Stadtpanorama entlang gerudert ist. - Man? - Nicht alle. Einige mussten noch mit den schwankenden dänischen Inriggern kämpfen, mussten mit dem halbstündlichen, vollständigen Positionswechsel klar kommen. Erst auf Schlag backbord, dann auf Bug den Riemen steuerbord und schließlich sich erholen auf Steuer. Da waren einige ziemlich erschöpft und fuhren nicht mehr mit zum Innensee.
Am nächsten Rudertag passte das dann schon viel besser. An der Stadtmühle mussten wir umtragen, doch dann sind wir die Haderslebener Förde ausgerudert, 15 km lang. Idyllisch an bewaldeten Hängen und an Mooren vorbei, geschützt, friedlich; da ist die Unterelbe viel breiter. - Eine Meeresbucht also, die sich wie ein Fluss anfühlt? - Definitiv! Das Wetter war aber so gut, kein Wind, und wir haben es noch vier Kilometer weiter raus aufs offene Meer bis zur Insel Aarö geschafft. Wir ruderten über die Weite des Meeres, ein Gefühl der Freiheit, drei kleine Boote, fast einen Kilometer vom Ufer entfernt, zur anderen Seite nur der Horizont. - Und auf Aarö? - Das typische Dänemarkprogramm: Hot Dogs, Strand, Spaziergang. - War es nicht noch kalt. Im Frühjahr? - Am Haderslebener Damm war das Wasser schon warm, dass wir baden konnten. Das nasse Aussteigen am aaröschen Strand stach aber in die Füsse. -
Habt ihr nur gerudert am Himmelfahrtswochenende? - I wo, nicht wenn wir mit André verreisen. Natürlich gab es Kultur, sogar Weltkultur. - Weiße, leere Bänke? - Die Freikirche der Herrnhuter liebt nun einmal schlichte Kirchenräume ohne Bilder. Vertrieben aus Deutschland durften sie eine komplette, eigene, neue Stadt aufbauen im schlichten Gelbklinker ganz ohne Firlefanz statt dem üblichen weißen, geschlemmten Putz. - Und das hat die Unesco als Weltkulturerbe anerkannt? - Hat sie, und dazu den Friedhof mit den schlichten, kleinen, uniformen Grabplatten. Die sind deutschsprachig; Menschen, die in Meldorf in Dithmarschen geboren und in Mittelfart auf Fünen gestorben sind. - Also ist Schleswig-Holstein deutsch oder dänisch? - Weder, noch. Sleswig-Holsten alleen un up ewig ungedeeld, was auch die Deutschen und Dänen davon halten. - Das war ein würdiges Schlusswort.
André Gesche
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