Auf dem diesjährigen Wanderfahrtenprogramm des GTRVN stand eine 4-tägige Erkundungstour durch Hamburg. Dieses nicht ganz alltägliche Angebot fand großen Zuspruch, und Fahrtenleiter Patrik Sassin konnte sich vor Anmeldungen kaum retten. Letztendlich fand sich eine altersgemischte Gruppe von 19 Ruderwilligen zusammen, um das verlängerte Fronleichnamswochenende gemeinsam in der Elbmetropole zu verbringen.
Große Unterstützung bei Planung und Realisierung hatten die Neuwieder durch die Hamburger Wanderrudergesellschaft "Die Wikinger". Übernachtet wurde im dortigen Bootshaus im Südosten Hamburgs. Wikinger-Ruderwart Ulrich begleitete die Neuwieder die kompletten vier Tage als Steuermann und stand permanent mit Rat und Tat zur Seite. Seine Insider-Kenntnisse über die dortigen Gewässer, Tidenstände und andere Hamburgspezifische Fragen stellten sich für die Neuwieder als wahre Goldgrube heraus.
Gleich am ersten Tag stand ein Highlight auf der Tagesordnung. Patrik Sassin hatte für die Gruppe eine Werksführung im Airbus-Werk Hamburg-Finkenwerder organisiert. Hier konnten die Teilnehmer einen Blick hinter die Kulissen des großen Flugzeugbauers werfen. Selbstverständlich wurden Hin- und Rückweg in umweltfreundlicher Manier mit dem Ruderboot bewältigt. Das vorherrschende trübe Nieselwetter konnte den Eindrücken dieses ersten Ruder- und Bildungstages keinen Abbruch tun.
Am Freitag saßen die Neuwieder bereits um 8 Uhr startbereit in ihren Booten, da ein umfangreiches Programm auf sie wartete. Bereits nach wenigen Kilometern war der erste Tageshöhepunkt in Sicht. Der Inbegriff aller Kreuzfahrtschiffe, die "Queen Mary 2", lag unweit der Landungsbrücken im Kaiser-Wilhelm-Hafen. Neben dem Ozeanriesen wirkten die Ruderboote wie Nussschalen. Die nächste Besonderheit ließ nicht lange auf sich warten. Die GTRVN-Flotte bahnte sich ihren Weg zwischen dem Elbufer und den Landungsbrücken durch den Dschungel der dort liegenden Barkassen, eine wahrhaft ungewöhnliche Perspektive für einen Hamburg-Besucher. Danach ging es durch zwei Schleusen, am Rathaus und den Alsterarkaden vorbei auf die Binnen- und anschließend auf die Außenalster. Von dort aus konnte ein weitverzweigtes Kanalsystem befahren werden, das Einblick in herrliche Gärten und Parkanlagen gewährte. Das Abendessen wurde bei der Ruder-Gesellschaft Hansa mit fantastischem Blick auf die Außenalster eingenommen. Auf dem Rückweg machten die Neuwieder einen kurzen Abstecher in die Speicherstadt, die in der Abendsonne und gänzlich ohne Schiffsverkehr eine nahezu mystische Atmosphäre ausstrahlte.
Am Samstag, dem dritten Rudertag, gab es Sonne satt. Das Wetter passte hervorragend zum Tagesplan, der die Rudergruppe in die "Perle an der Unterelbe", den südländisch anmutenden Vorort Blankenese, führen sollte. Um den auf Höhe der Landungsbrücken herrschenden Schiffsverkehr und Wellengang zu umgehen, wurden Teile des Hin- und Rückwegs durch verschiedene miteinander verbundene Häfen zurückgelegt. Auch wenn die Neuwieder erfahrene Rheinruderer sind und durchaus mit Wellen und Schiffsverkehr umgehen können, so verlangte die Elbe den Bootsführern und Ruderern doch einiges ab. Wohlbehalten kam die GTRVN-Flotte am Mittag in Blankenese an. Die Boote wurden auf den Elbstrand gezogen und die fußläufige Erkundung des am Hang gelegenen, treppenreichen Ortes konnte beginnen. Die Mittagspause verbrachten die Ruderer auf dem 75m hohen Süllberg, von wo aus man einen wunderbaren Blick über die Elbe und die Umgebung genießen konnte. Um die Vorteile der Strömung zu nutzen, wurde die Rückfahrt zum Wikinger-Bootshaus pünktlich mit dem Einsetzen der Flut begonnen.
Am Sonntag schien das Schönwetterkontingent aufgebraucht zu sein. Der Tag startete trüb und im Laufe des Vormittags begann es kräftig zu regnen. Da am Nachmittag die Rückreise nach Neuwied anstand, war das Ruderprogramm an diesem vierten und letzten Tag entsprechend kurz. Elbaufwärts ging es in den Nebenarm Dove-Elbe und von dort zur Regattastrecke Hamburg-Allermöhe, wo nationale und internationale Wettkämpfe im Ruder- und Kanusport ausgetragen werden. Hier durften alle Neuwieder Boote am Siegersteg anlegen und einen Blick in das "Heiligtum" der Regattastrecke, den Zielturm, werfen. Anschließend ging es zurück zum Bootshaus der Wikinger. In strömendem Regen wurden die GTRVN-Boote auf den mitgebrachten Anhänger verladen und die Wikinger-Boote im Bootshaus verstaut. Dann hieß es Abschied nehmen von einem anspruchsvollen und vielseitigen Ruderrevier und den gastfreundlichen Wikingern. Mit einem Plus von 143 Ruderkilometern auf dem Jahreskilometerkonto und mindestens ebenso vielen Eindrücken traten die Neuwieder die Heimreise ins Rheinland an.
Bettina Grzembke (GTRVN)
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