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Hamme-Fahrt

Himmelfahrt

   

Für die Hamme-Fahrt am Himmelfahrtswochende (25.-28. Mai 2017) hatte André ein Schmankerl eingeplant: Die Anreise mit dem Moorexpress über das Künstlerdorf Worpswede. Die knallroten Bahnen ruckeln und zuckeln im Sommer wochenends und feiertags, hochbetagt die 99 km von Stade bis Bremen. Vom Bahndamm schweift der Blick über die wunderschöne Landschaft des Teufelsmoors. Worpswede erhielt dieses Jahr noch mehr Aufmerksamkeit durch den Film und etliche Ausstellungen zu Paula Modersohn-Becker. Wir verbrachten dort einen langen, sonnigen Nachmittag - im alten Ortskern und in diversen Kunstmuseen, in einer Ausstellung zur Entstehungsgeschichte des Teufelsmoors, bei Kaffee und Kuchen im Halbschatten der Bäume und einem Spaziergang zum Barkenhof. Im Skulpturengarten des Bremer Kunstprofessors Bernd Altenstein und seiner Frau ergab sich aus dem Interesse an der ausgestellten Kunst eine freundliche Führung durch das gemeinsame Atelier. Im Garten zwängte sich ein "Bürger im Block", im Atelier standen langgewachsene, menschenähnliche Figuren, deren Oberflächen auf das Unterschiedlichste bearbeitet waren und eine Meerjungfrau, der ein echtes, abgeworfenes Hirschgeweih aus dem Hintern wuchs. Bernd Altenstein fertigte gerade für eine kleine Bronze "Mann mit Fisch" ein Wachsmodell in einem Silikonrahmen an. Er versah es mit wächsernen Gießkanälen, füllte es mit Gips aus und verpaßte ihm eine Bronzehalterung mit Loch zum Festschrauben. Ein seltener Blick auf das Handwerk des Künstlers. Thorsten fuhr mit seinem Auto voran, Christof kam und ging per Bus, während Alexandra, André und Jochen Worpswede wieder mit dem Moorexpress verließen. Von einer Bahnbrücke aus waren die Seerosen auf der Hamme zu sehen. Am Sonntag hörten wir zuerst und sahen dann an gleicher Stelle vom Wasser aus den Zug über die Brücke rattern. Rüdiger holte uns vom Bahnhof in Osterholz-Scharmbeck ab.

Am Freitag ruderten wir zuerst durch einen Stichkanal zum Hafen von Osterholz-Scharmbeck, mit je 30 cm Luft neben den Blättern ist er sehr eng und schwer zu steuern. Rüdiger, Thorsten und Christof bildeten das eine und Martin, Jochen und André das andere Boot. Auf der Hinfahrt sprangen Feldhasen mit einer irren Geschwindigkeit über das weite, nebelige, tauüberzogene Feld. Das Teufelsmoor ist flach und wassergetränkt, so sitzt man quasi in der Landschaft. Vom Rudersitz aus bietet sich daher ein ungewöhnlicher Blick weit in und auf die Landschaft. Gegen die quasi nicht vorhandene Strömung von weniger als 250 Metern pro Stunde fuhren wir die Hamme hoch. Zum ersten Wechsel und kurzen Austritt bot sich der Anleger mit Sandstrand am Campingplatz "Neu Helgoland" an. Weiter ging's nach Norden durch die erste von zwei Selbstbedienungsschleusen. Rüdiger und Thorsten kurbelten eifrig: Tore zu, Wasser raus, Tore auf, Boote rein, Tore zu, Wasser rein, Tore auf. Zwei "Zweier mit" passen noch ganz passabel rein. Ein- und aussteigen kann man an den Yachtenanlegern vor und hinter der Schleuse. Kurz hinter der bereits erwähnten Eisenbahnbrücke liegt die Einmündung der Beek. Der Blick geht auf die Felder vor Worpswede, vielfältige Baumarten säumen das Ufer. Die zweite Schleuse war sehr eng, nur mit Unterhaken der Ausleger passten beide Boote - kippelig - hinein. Weiter ging es auf der Kollbeck. Zuletzt fuhren wir nach links in einen kurzen Stichkanal hinein zum Anleger im Museumshafen. Dort befanden sich Unterstände zum Trocknen und Lagern der Torfhaufen, ein frischer Torfabstich sowie durchgetrocknete und deshalb sehr leichte Torf-Briketts. Im Museumshafen starten auch die Torfkähne, die vom 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts das einzige Verkehrs- und Transportmittel im Teufelsmoor waren. Die Torfbauern waren oft mehrere Tage stakend, treidelnd und segelnd bis nach Bremen unterwegs, um dort das Torf als Brennmaterial zu verkaufen. Heute lassen sich allerdings die Touristen von Torfkähnen mit leise säuselnden Elektroantrieben vorantreiben. Die Einkehr "Zur Kreuzkuhle" bot eine kurze Verschnaufpause von der prallen, heißen Sonne. Auf der Rückfahrt war am Badestrand von "Neu Helgoland" Hochbetrieb und deshalb besondere Aufmerksamkeit für Badende gefordert. Bratkartoffeln, Ei, Speck und Essiggurken waren die Belohnung für die 47,2 km lange erste Tour.

Schwalben und immer wieder der Ruf des Kuckucks begleiteten uns am Samstag bis nach Bremen-Vegesack. Der Morgen begann auf spiegelglattem, blauem Wasser, gesäumt von beigem Schilf und saftig grünem Gras. Rechts und links lagen Altarme, deren Einfahrten durch Schwellen unpassierbar sind. Kurz nach acht Uhr, fast eine Stunde vor Betriebsbeginn erreichten wir die Schleuse, die das Moor vor der Überflutung durch die Tide schützt. Der superfreundliche Schleusenwärter kam gut gelaunt auf einem kleinen Rad in ausgefranzten kurzen Jeans und Trägershirt angeradelt. Schon um 8.30 Uhr waren wir durch. Unser Steuer hatte sich gelöst, ein durchgesteckter Schraubenzieher ist keine adäquate Befestigung. Ein großer Ast oder etwas in der Schleuse hatte es gelöst. Wir mußten umkehren, um es am Anleger unterhalb der Schleuse wieder richtig einzuhängen. Das andere Boot war bis zum Wechselpunkt am Kanuverein Tura Bremen vorgefahren. Nach einem Kilometer ohne Strömung vereinigt sich die Hamme mit der Wümme. Und die hat Wumms: Achtung Wirbelbildung! Die Fahrt in der Strömungslinie ist bei ablaufendem Wasser angenehm. Unter der Eisenbahnbrücke bildeten sich riesige Wirbel, die Strömung ist nicht ohne, man sollte Boote und Blätter nicht in die Wirbel reinsteuern. Yachtenanleger und Werften säumen den Rand der Lesum. Am Vegesacker RV vorbei ruderten wir schließlich bis zur Mündung der Lesum in die Weser, das Segelschulschiff "Deutschland" und die paranoid überwachte Lührsen-Villa passierend. Mit viel Kraft mußten wir uns dann - die eigentlich kurze Strecke - entgegen der Strömung wieder hochackern. Vom Rudersteg aus trugen wir die Boote eine bei Ebbe steile Treppe hoch und legten sie auf die Wiese. Dann zogen wir Richtung Bremen-Vegesack los. Neben dem sehenswerten Hafen stand ein riesiges Einkaufszentrum, das erst 2003 gebaut, bereits zur Hälfte leergezogen war und noch 2017 wieder abgerissen werden sollte. Nach einer Runde durch die Altstadt und Besorgungen für das Abendessen versammelten wir uns alle wieder beim RV. Auf der Rückfahrt schob uns die nun auflaufende Tide. Viele PS-gestützt träge und ignorant gewordene Motorbootbesitzer belagerten das Wasser. Zurück im Teufelsmoor tummelte sich die Jugend an Badestränden und Brücken. Auch uns bot das Wasser nach 37 km Fahrt und der Hitze des Tages eine willkommene, erfrischende Erholung. Durch das braune, aber klare Moorwasser am Steg drang die Sonne tief ein, leuchtete die eigene Haut beim Schwimmen golden.

Der Sonntag begann nach einem morgendlichen Gewitter, das wir Dank Regenradar abgewartet hatten, morgens grau. Doch schon bald lachte wieder die Sonne. Unsere kleine Tour (18,5 km) verlief die Beek hoch, mitten im Naturschutzgebiet. Der Fluß wird so eng, daß er bald nicht mehr ruderbar ist. An der ersten Brücke reicht noch "Ruder lang", an der zweiten Brücke müssen alle zudem die Köpfe gut einziehen. Dem grasenden Vieh kommt man hier sehr nah. Es hält das Teufelsmoor frei von Büschen. Eine Möwe setzte auf, pickte einen Fisch und hob wieder ab. Auf der Rückfahrt entstanden noch ein paar "Lehrvideos" für Alexandra. Am Ufer hat der RV für die Kinder und Jugendlichen urige Landmarken errichtet. Aufgesetzte Augen erwecken Wuschelköpfe aus Stroh und einen knorrigen Baumstamm am Ufer zum Leben. Rüdiger nahm uns im Auto mit zurück. Thorsten fuhr alleine und Martin fuhr hin und zurück mit seinem Rad. Den Burgerking-Rasthof an der Autobahn hätte sich Jacques Tati für Trafic nicht besser ausdenken können. Wieder auf der Veddel zurück war ein einziger HVV-Bus alle zehn Minuten auch kein echter Ersatz für die gesperrte S-Bahn nach Hause.

Jochen


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