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Neetzefahrt
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Neetzefahrt – Ostern '09

   

Boote durch die Dörfer tragen – dieser schrullige aber liebenswerte österliche Brauch ist auch in den traditionsbewußten Vierlanden in den letzten Jahrzehnten immer mehr in Vergessenheit geraten. Wir Wikinger, die davon noch von den Alten erzählten hörten, wollten das nicht hinnehmen und planten daher für dieses Jahr eine Wiederaufnahme der Übung. Dabei wollten wir nach Vereinsart das Ziel nicht auf direktem Wege ansteuern, sondern planten vielmehr eine Route über Elbe, Ilmenau, Neetze, Elbe-Seitenkanal und Oberelbe, um uns auf diese Weise den Vierlanden gewissermaßen durch den Hintereingang zu nähern, wobei wir immer darauf achteten, daß möglichst viele Umtragestellen zu überwinden waren, damit wir nicht am Ende am Neuengammer Hauptdeich völlig unvorbereitet vor unserer gesetzten Aufgabe standen.

Ein Jahrhundertwetter, wie es für Ostern nie zu erhoffen war, begünstigte die Tour und sorgte für beständige, heitere Stimmung bei Elke und Coche, bei Jörg, André, Ulrich und Martin. Nach der ersten Etappe nahm uns kurz hinter der Ilmenaumündung der Kanuclub in Stöckte auf, wo wir in der Nacht erste Hinweise darauf bekamen, wer künftig in einen separaten Schlafraum zu verbringen wäre.

Die Ilmenau strömte am Morgen schon eine Weile abwärts, als wir schließlich unsere Boote im Wasser hatten, und kräftiges Rudern war nötig, um gegen den Strom voranzukommen. Wir hatten einen Zeitplan, und eine Weile sah es so aus, als ob er bei diesen Bedingungen unmöglich einzuhalten war. Da wurde die Strömung schwächer, und André sah, daß es gut war.

Am Fahrenholzer Siel verließen wir die Ilmenau, und es wurde das erstemal übergetragen. Auf der Neetze fuhren wir nun bei nicht wahrnehmbarer Strömung genußreich dem nächsten Wehr entgegen, wo wir zum zweiten Male den Landweg wählten, um nach kurzer Pause weitere Kilometer rudernd bis zum Wehr bei Horburg zurückzulegen. Jetzt schon geübt meisterten wir auch diese Herausforderung, und am bereits späten Nachmittag erreichten wir den Elbe-Seitenkanal, zu dem wir – was sonst? - übertrugen. Für Coches kleinen, feinen, leichten Bootswagen waren wir so dankbar, daß wir ihm das fast gesagt hätten.

Orientierungsprobleme gab es nicht, vom Deich war der gesamte Kanal vom Scharnebecker Hebewerk im Süden bis zu seinem nördlichen Ende weit überschaubar, und so fuhren wir entspannt dahin, bis uns nach vier Kilometern die Elbe mit überströmender Freude aufnahm. Die vorausschauende Tourplanung sah hier eine flußabwärts führende Etappe vor.

Lodernde Osterfeuer erinnerten uns daran, daß das Land erst spät und nur oberflächlich christianisiert worden ist, die untergehende Sonne wies uns den Weg nach Westen, und mit letztem Büchsenlicht erreichen wir den kleinen Strand beim freundlichen Geesthachter Kanuclub, wo wir bereits erwartet wurden. Hier bemühten wir uns, möglichst viel von unserer schweren Kost zu verspeisen, um uns auf die Aufgaben vorzubereiten, die uns am nächsten Tag erwarten sollten.

Der Ostersonntag war bereits morgens der Brauchtumspflege gewidmet: Bunte Eier wurden versteckt, gesucht, gefunden, verzehrt – eine große Freude für jung und alt. Anschließend starteten wir in Richtung auf die Schleuse in Geesthacht, welche uns eine Weile warten ließ, uns dann aber doch willig hinab auf unser gewohntes Elbniveau brachte. Bei km 589 sollte unsere entscheidende Stelle sein. Hier würden wir den Strom verlassen, die Boote schultern und uns zu Fuß auf den Weg machen, bis uns die Dove Elbe wieder aufnehmen sollte, sobald sie für Ruderboote schiffbar wurde. Und so geschah es.

Die jüngeren Einheimischen machten uns deutlich, daß Boote, die durch den Ort geschoben werden, kein Grund sind, die gewohnte Langeweile abzulegen, aber einigen älteren Vierländern huschte doch ein erinnerungsseliges Lächeln über das Gesicht, voll von Wehmut und vor ihren Augen ein Bild alter Zeit, als noch der Ewer das Gemüse zum Hamburger Meßberg brachte, und das Brauchtum noch lebendig war. Die pragmatischer veranlagten boten uns Einsetzstellen an, und nach kurzem Zieren nahmen wir die Gelegenheit wahr, schonend durch das Tulpen- und Narzissendickicht zu brechen und unsere Boote in dem noch sehr schmalen Flußlauf zu Wasser zu lassen. Mit einem Paddel und mit Müh’, schoben wir uns voran in dem Bewußtsein, daß es nur besser werden konnte.

Und es dauerte auch gar nicht lange, bis wir wieder unsere Skulls in der gewohnten technischen Perfektion benutzen konnten. Entsprechend zügig erreichten wir das Vereinshaus der Bergedorfer, die letzte Übernachtungsstation dieser Fahrt. Noch einmal schlafen, und dann gemütlich am Ostermontag durch den Neuengammer Durchstich und die Gose Elbe hinab, durch die Tatenberger Schleuse auf die vertraute Norderelbe und schließlich in unseren romantischen Marktkanal. Und die ganze Etappe, ohne daß die Boote auch nur einmal das Wasser verlassen hätten, was sich aber Mensch und Material ohne Murren gefallen ließen.

Martin Meyer-Wyk

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