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Störfahrt

Himmelfahrt, 17. - 20. Mai.

   

Zu Christi Himmelfahrt verlief die Fahrt auf der Stör störungsfrei. In Willenscharen in der Geest setzten wir ein. Zwischen einsamen Wiesen an den Resten einer Stauschleuse setzten wir auf und ratterten bei geringem Wasserstand über eine Stromschnelle, die es im Jübermann-Wasserstraßenatlas nicht gab. Es war sonnig, kalt und windig. Die Flußbeschreibung des DRV warnte davor, daß wir auf dem breiten Unterlauf durch die Marsch würden abbrechen müssen. Wir hielten uns unter Land, doch mehr als anstrengend wurde es nicht. Anscheinend war die Kassandra des DRV hier einst mit einer ungedeckten C-Gig unterwegs gewesen. Skalli und Ostara nahmen das Gewässer wie gewohnt gelassen hin.

Jenseits der Stör wurde es aber schwieriger. Auf der bei Ebbe zwei Kilometer breiten Elbe mußten wir gegen die Strömung bolzen. Der Gegenwind trieb die Wellen unangenehm auf. Schnell wurde unsere Flotte auseinander gerissen. Gelb verschwand der Himmel hinter dem Horizont. Weiß blitzte zuweilen und weit entfernt das Positionslicht der Skalli zwischen den grauen Wellen auf. Von der nahen Brammerbank robbten aufgeregt die Seehunde ins Wasser. Neugierig schwammen sie heran, beobachteten uns, tauchten unter uns weg und wieder zurück.

Über Nacht war es warm, windstill und Sommer geworden. Wir wollten Krautsand umrunden. Die Wischhafener Süderelbe trennte die Insel vom Festland, die massive neue Deichlinie nach 1962 verband beides. Durch diesen Eingriff war der Elbnebenarm zugeschlickt und nur noch ein Schatten seiner selbst, doch wußten wir das nicht. Ein Boot des Elmshorner Ruderclubs war seinerzeit an der Umrundung gescheitert. Jübermanns Atlas behauptete, die Süderelbe sei bei Hochwasser problemlos ruderbar. Jübermann irrte sich zuweilen, doch dann immer so, daß etwas seines Ermessens nur paddelbar, tatsächlich aber ruderbar war. Im Hafen von Wischhafen fuhren wir noch zwischen breiten Wattflächen, bei Dornbusch auf halber Strecke endete die offizielle Schiffbarkeit. Kurze Zeit später endete auch die tatsächliche Ruderbarkeit. Ein Stück ging es noch mit Kommandos wie "Zwei Dicke!" oder "Backbord lang!" weiter, doch dann teilte sich das Wasser. Die Krautsander Binnenelbe bog ab und ließ der Wischhafener Süderelbe nur noch ein Rinnsal Wasser übrig. Ach, vielleicht ist das nur ein kurzes Stück so, immerhin wurden wir noch von einer zügigen Flut stromauf getrieben. Also paddelte ich als Steuermann. Wenigstens noch bis zu dem Haus dort. Dort gibt es bestimmt einen Steg, an dem wir wenden können. 400 Meter sind es vielleicht dorthin. Wir kamen nie an das Haus. Die Süderelbe hatte sich einen anderen Weg gesucht. Die Sonne brütete stickig in dem matschgrauen, kaum vier Meter breiten, anderthalb Meter tiefen Schlicktunnel. Lotrecht stiegen die dichten, wintergelben Schilfwände auf. Also hätten wir auch bei Hochwasser hier paddeln müssen. Wenn ich uns ins Röhricht getrieben hatte, mußte Jörg auf Bug uns mit dem Griff eines Skulls wieder herausdrücken. Der Arm wurde lahm vom Paddeln. Immer wenn ich ihn wechselte, spritzte ich weiteren Schlamm ins Boot. Klebriges, fruchtbares Schlickwatt. Bald sahen wir aus wie auf der Cuxhavener Wattolympiade. Jedenfalls beinahe. In Drochtersen hingen wir dann an einem Deichsiel fest. Nichts stimmte mehr mit dem Jübermann überein. Ein alter Mann erinnerte sich, wo die Wischhafener Süderelbe einmal langgeflossen war. Dort war sie jetzt auf zehn Meter zugeschüttet, und wir mußten auf das Hochwasser warten, um überhaupt hier aussetzen und umtragen zu können. Am anderen Ende bestaunte die Dorfjugend in einem Angelkahn unsere brachiale Aktion mitten durch das Schilf. Insgesamt sechs Kilometer mußten wir uns durch den schmalen Graben namens Wischhafener Süderelbe quälen. Dann hatten wir endlich wieder offenes Wasser erreicht. Die Libellen summten und wir hatten es geschafft, Krautsand zu umrunden. Doch ruderbar war das nicht.

PS: Die Fahrt am nächsten Tag auf der Elbe nach Pagensand und weiter auf der Krückau zu den Kölln-Flocken Elmshorns war dann störungsfreie Routine.

André Gesche


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